Hasenheide erwacht - Osterfahrt der Goten

Doch noch befinden sich nur eine Handvoll älterer Pfadis am Standort Hasenheide, dem BdPler Pfadfindergelände, und es herrscht geschäftiges Treiben bevor ca. 70 Pfadis, aus Verden anwandernd, der Stille ein Ende bereiten.

Es ist schon ein Erlebnis die Massen an Lebensmitteln, Getränke und Material zu verstauen und wirklich, bis auf den letzten Quadratzentimeter wird der vorhandene Platz ausgefüllt. Tische und Stühle herrichten, Teller und Besteck verteilen und unzählige Kartoffelsuppendosen öffnen und warm machen. Wer glaubt, dass viel Zeit zum Nichtstun verbleibt, der irrt sich. Alle sind fleißig, jeder hilft mit und alles geht wie von ganz alleine. Auch das ist ein gotisches Geheimnis, nicht viel zu sagen zu müssen, viele Hände, schnelles Ende bei planerischen Aktivitäten wie diesen.

Reimar ist sogar aus Luxenburg angereist, ganz alleine, nach einer 6-stündigen Fahrt und hat ein Lächeln im Gesicht. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen und doch knüpfen wir da an, wo wir uns das letzte Mal auf Fahrt sahen, als wär kein Tag vergangen. Einfach schön, so empfinden wir es.

Wie unsere elektronischen Späher (Handy) berichten, sind die Jungs angekommen am Verdener Bahnhof und haben mit der Anwanderung begonnen. Es sind gute 11,5 km zu wandern, da wir viele Kleine mithaben, werden wir Ihnen auf der Strecke entgegenkommen und von den Rucksäcken befreien. Immerhin werden sie erst gegen ca. 22.45 das Heim erreichen und das ist für einen sieben/acht-Jährigen schon eine Herausforderung.

Nach tapferen 3,5 km mit viel Betreuung und Motivation und zum Teil Heimwehbekämpfung, wird, bis auf ein paar Älteren, die nicht ohne Rucksack wandern wollen – Ihnen der Rucksack abgenommen und zum Heim verfrachtet.

Noch ca. 6,5 km, die Suppe dampft schon leicht und die letzten Vorbereitungen sind abgeschlossen, da hört man schon die ersten aufgeregten Stimmen. Hasenheide erwacht und die Stille ist vorbei. So wie bei der Meute, herrscht jetzt Trubel in allen Zimmern. Betten beziehen, Hausschuhe raussuchen, wo ist mein Becher, ich finde ihn nicht, der Unterschied ist nur, dass die anderen Horten dieses Prozedere schon besser kennen und Fahrtenerfahrung mitbringen. Aber Tobi und ich haben vorgesorgt und ein durchdachtes System vorbereitet, das jedem erlaubt, gut an den Rucksack zu kommen, mit genügend Platz etc. Die Kleinen schlafen unten, die Großen oben. Es bedarf einiger Ansagen, bis jeder verstanden hat, worauf es ankommt, damit kein Chaos entsteht. Doch erstmal gibt es jetzt was zu Futtern, zwar nicht wie bei Muttern, aber fast genauso gut.
Der Essenssaal platzt aus allen Nähten, wir haben so gerade eine U-Form hinbekommen, ein Lied vor dem Essen, ein Tischspruch und „Alle Mann, ran!"
Für einen kurzen Moment kommt eine gefräßige Stille auf, doch sie hält nicht lange an. Die Aufregung auf Fahrt zu sein, man merkt sie spürbar, wie die Luft vibriert vor Neugier, Spannung und Spaß. Nach dem Essen jedoch ist für die Kleinsten (hallo Meute) aber Zeit zum Schlafengehen, doch der erste Zähneputzenwaschgang hält noch einige Überraschungen parat. Emil findet sein Handtuch nicht, also den ganzen Rucksack durchsuchen, nein, ist wirklich nicht da, gut, dass ich immer ein kleines und großes mithabe. Norwin hat keinen Becher mit, nun, die Küche kann helfen, Ole und John sind merklich still, das hört sich nach dem Wort mit H…an, sie sind aber sehr tapfer. Andres ist für seine erste Fahrt sehr fidel, Daniel ist sehr selbstständig und hört aufmerksam zu und Theo steht etwas auf den Schlauch und braucht etwas länger. Nach dem Waschen gibt es noch eine Gute-Nacht-Geschichte und nicht vergessen, die Kuscheltiere gehören auch zur Schlafausstattung. Gegen kurz nach Mitternacht sind alle in der Pooftüte und halbwegs eingeschlafen. Der Letzte geht um 04.30 Uhr schlafen, das bin ich, nicht ganz freiwillig, bis dahin brauchte ich noch Zeit, um das Geländespiel für „heute“ fertigzustellen, nun aber schnell, der Wecker klingelt gegen 07.30 Uhr….

Freitagfrüh….
Die ersten tuschelnden Mäuse sind noch vor dem Wecker wach, Zeit zum Waschen gehen, einige sind flink dabei und haben Ihre Waschsachen schnell zur Hand, doch andere brauchen seeeeehr lang. Vor dem Frühstück gibt es immer eine Morgenfeier, wo jemand die Ehre hat, seine ganz persönlichen Gedanken zu einem Thema der Gemeinschaft vorzustellen. So auch an diesem Morgen, nach dem Frühstück geht es in die Dienste Küche, Haus & Hof und WC, was Pina dabei geritten hat, die Gruppen „Blaugeringelte Kraken, Irukandji-Würfelqualle und Kegelschnecken“ zu benennen, bleibt wohl ein ewiges Geheimnis!
Die letzten Vorbereitungen für das Geländespiel laufen auf Hochtouren, doch leider muss die Ober-Schwarze-Maske Reimar ( das vermeintlich Böse in diesem Spiel) adhoc aus persönlichen Gründen nach Hause fahren. Leider bewahrheitet sich immer wieder der Spruch: „Erstens kommt es anders und zweitens anders als man denkt“ Wir wünschen ihm alles Gute, improvisieren wir halt und Jason wird kurzerhand in seine neue Rolle eingewiesen. Schnell werfe ich mich noch in mein Ordensritterkostüm, schließlich wollen wir doch gut aussehen, nur leider habe ich Demel, mein Schwert, zu Hause liegen lassen.

So denn Ihr tapferen Recken derer zum Graufuchs, vom Rotbarsch und zum falschen Hasen, findet Euch ein zum ehrenwerten Turnei, wo es gilt, sich selbst als die Größten zu preisen und die anderen Ritterclans mit Schmach und Pöbel darzustellen. 
Dieses Turnei fand in einer zünftigen alten Holzhalle statt, wo alle eine tolle Bühnenatmosphäre erwartete und für die Zuhörer Bänke, falls gewünscht.

Anschließend zogen die Ritterclans mit Lebensbändern bewaffnet (Wollschnur am rechten Arm sichtbar getragen) aus um die Waldläuferzeichenspur zu finden. Am Ende wartete die schwarze Maske, zum Kampf bereit, doch bei einer Gegnerschaft im Verhältnis von 1:5 für die Clans, hatte das Böse wohl kaum eine Chance, hä, hä,….alle fanden den verborgenen Schatz und brachten ihm den Gralsvogt (das bin ich). Nur so konnten sie von ihm ein Geheimnis erfahren, das für den weiteren Werdegang in diesem Spiel von größter Bedeutung war….

Der geborgene Schatz bestand aus einer Würfelkampfanleitung, Würfeln und Heldenpässen (1W(ein mal würfeln) +1), doch fehlte noch das Wichtigste, nämlich die Lebensbandkarten, ohne die man sich nicht zum Kampf gegen die anderen Clans oder der schwarzen Maske stellen konnte. Doch die böse schwarze Maske hatte die Lebensbänder geklaut und an einem schwer erreichbaren Ort verwahrt. Diese Orte galt es nun zu finden, doch sie waren versperrt von Bergen, Schluchten oder ein Fluss. Deswegen musste man zuvor einen „passenden“ fahrenden Händler finden, der einen Freischein durch das Hindernis bereit hielt! Doch, wer von den vier Händlern hat nun den richtigen Freischein? Ein munteres Trillerpfeifen hub im Walde an, kündete es doch den Standort eines fahrenden Händlers an….nach Erhalt des Hindernisfreischeines galt es noch mit der schwarzen Maske zu kämpfen, aber…genau, auch hier sollte bei den bevorstehenden Würfelkämpfen die schwarze Maske keine sonderlich gute Chancen haben, im Würfelglück zu bestehen bei einem Verhältnis 1:5

Wohl denn, ihr tapferen Clans, Ihr habt Eure Lebensbänder erstritten, nun zu Eurem Auftrag: Ziehet aus, mind. in 2er oder 3er Trupps gegen die anderen Ritterschaften und erbeutet Lebensbandkarten im fairen Kampf, wie der Schatz es Euch weissagt! Ihren Auftrag mussten sie teils aus Runenschrift übersetzen, 
das war für die einen oder anderen ein etwas längeres Tüfteln. Erworbene Lebensbandkarten können beim Gralsvogt in bare Münze getauscht werden, die Ihr noch benötigen werdet. Die bare Münze wird bei Eurem Schatzmeister gesammelt. Nach einer guten Stunde des Kampfes  knurrten die Mägen und es wurde eine Obstsalat- und Trinkpause ausgerufen, die den „erschöpften Clans und schwarzen Masken“ eine Verschnaufspause gönnte. Dann ging es weiter im Kampf und nebenbei hatten auch Diebe im Wald goldene Kugeln verloren, die man finden und gegen bare Münze tauschen konnte. Wiederum mit der baren Münze konnte man bessere Heldenpässe erwerben und dass war für den Kampfeserfolg von größter Bedeutung. 
Doch die schwarze Maske unterjocht das Land und herrscht von Ihrer Burg aus seit ewigen Zeiten. Drum ihr Ritterclans für war, es gibt 3 Seher im Land, die Euch den Standort der Burg der Schwarzen Maske näher bringen können, falls Ihr sie findet. Erfüllet ihre Aufgaben  ( singt ein Pfadi-Lied  mit mind. 4 Strophen, baut eine Trage, aus Holz und Ponchos, und tragt den Kleinsten 50m weit sowie werft 10 Basketballkörbe), dann erhaltet Ihr jeweils eine Seherkarte. Habt Ihr alle drei unterschiedlichen Seherkarten erhalten, dann begebt Euch damit zum Gralsvogt und höret seine Weissagung.

Nach erfolgter Weissagung sputeten sich die Clans zu finden, die Burg der schwarzen Maske und ihre Erstürmung begann, mit Würfelglück und hoffentlich stärkeren Heldenpässen, als die der schwarzen Masken. Es soll ein schwerer Kampf und erbitterte Gegenwehr des Bösen gegeben haben, doch letztendlich fiel die Burg und Frieden kehrte in Hasenheide wieder ein.

Der Abend stand den Goten für Gemütliches Beisammen Sein zur Verfügung, nach einem sehr leckeren Abendbrot namens Nudelauflauf und – natürlich den üblichen Diensten. So wurde gespielt, draußen getobt – wahrlich, es gibt Kleine ( die Meute auch!), die hatten noch super viel davon. Es wurde gesungen, musiziert und mehr…..meine Augen vielen schon ganz früh zu, sage und schreibe um 21.00 Uhr ging ich zu Bett. Das glaubt mir auch keiner, wenn ich es hier nicht niedergeschrieben hätte.

Samstagfrüh
stand ganz im Zeichen von Cornflakes und Milch zum Frühstück. Heute war Stammestag und es standen Ausflüge an, der Stamm Albis ging Bowlen, die Stämme Taragona und Camelot machten ein Spaßbad unsicher, allerdings etwas zeitversetzt, schließlich wollte man den Bademeister nicht gänzlich graue Haare wachsen lassen. ….es war ein supertolle Idee und hat allen viel Spaß bereitet, Isaak, John, Ole und Emil gingen Bowlen, während der Rest mit mir das Schwimmbad unsicher machte und Rutschrekorde brach, den Einer-Springer zum Wippen brachte oder Hai-Tick im Spaß- und Strudelbad spielten. Es gab auch lecker Pommes zur Kräftigung und für den Nachhauseweg noch ein Eis.

Nach so einem vollen Tag braucht man ein leckeres und kräftigendes Essen: heute Backcamenbert, Preiselbeeren und Kapü (selbstgestampft). Zu fortgeschrittener Stunde war es Zeit für die Feierstunde. Es war, wie immer, ein sehr bedeutender Akt. Im Fackelschein zogen große und kleine Goten, stumm, ihres Weges zum Aufnahmefeuer. Als der Kreis der Goten geschlossen ward, wurde feierlich das Feuer durch die Fackelträger entzündet.

Beim Prasseln des Feuers wurden u.a. die Pfadfindergesetze verlesen, ein Gedicht verkündet, das Aufnahmelied gesungen und aus Meutlingen wurden Wildlinge, aus Wildlingen wurden Wöflinge, aus Wölflingen wurden Pfadfinder. 
Einige aus unserem Kreis wurden zu Knappen aufgenommen und Topf zum Späher. Ein bewegender Moment war sicherlich auch die Stammesübergabe von Morten an Björn. Der Stamm Albis fährt weiter, doch am Steuer mit neuem Kapitän. Vielen Dank Morten für deinen Einsatz und Schaffenskraft, Du hast den Stamm nicht nur auf Kurs gehalten, sondern auch das Schiff vergrößert, verstärkt und in Schwung gebracht.

Es war ein bewegender und ereignisreicher Abend, der noch lange nicht Ausklang, es wurde gesungen, gefeiert, gelacht und in Fahrtenerinnerungen geschwelgt. Halt ein legendärer Gotenabend, den man nicht beschreiben, sondern erleben musste.

Sonntagfrüh, 
viel das Aufstehen schon merklich schwerer, auch dem zähesten gehen nach und nach die Energien mal aus…nach dem Frühstück besuchte uns der Osterhase (hallo Leo, du hast toll ausgesehen) in einem Megakostüm. Irgendwie hatte er alle seine kleinen Osterhasen verloren, klar, dass wir ihm alle beim Suchen halfen. Allerdings bekam er sie nicht wieder, so was auch, die landeten doch glatt in vielen gotischen Mägen….

Der Vor- und der frühe Nachmittag stand nun im Zeichen des großen Postenlaufes. Hier galt es auf einer Wanderung allerlei Posten zu bewältigen bzw. zu erfahren: Ostereierbemalen, Feuerlöschübungen, Biwaks bauen, Kohtenaufbau, Bogenschießen und vieles mehr ließen auch das letzte Pfadiherz höherschlagen (wetten!) Der Nachmittag stand im Zeichen von GBS auf den Wiesen, sprich: Spiele für Viele und dem Sammeln für das große Osterfeuer. Traditionell wurde abends gegrillt und die Meistergriller des Stammes Camelot fuhren groß auf und es schmeckte wie immer suuuuper! Großen Dank für das Grillen. Dann war es soweit, wieder einmal versuchte sich jemand im Anschießen des Osterfeuers und - ! schaffte es nicht. Nicht traurig sein Lasse, wie gut das es Fackeln gibt, gell.

Erst ganz klein, dann immer mächtiger, loderte bald die Strohpuppe, fing Feuer
und eine große Flamme stieg in den Himmel. Viele gebannte Augen schauten in 
das Feuer und jeder hing seinen Träumen nach oder sang eines der unzähligen Pfadilieder mit, erzählten sich Fahrtengeschichten, dachte an Freunde, die nicht hier sein konnten, und, und….sicherlich gingen einige erst sehr spät in die Falle, doch dazu gehörte ich nicht……


Montagmorgen….
gab es kein morgendliches Getuschel, oh, nein, man musste die Kleinen förmlich aus dem Schlafsack rufen….obwohl man selber gerne noch weiter geschlafen hätte. Die Morgenfeier von Maldun war im wahrsten Sinne bewegend, es gibt immer noch Leute, die Laurentia als Morgenfeier toll finden. 
Frühstück, aufklaren, Sachen packen und das bei strömenden Regen vom Feinsten. Der war wohl auch Schuld daran, dass die Küche förmlich knapp Fersentief (oder etwas mehr!) unter nicht grad toll riechendem Wasser stand. 
Das fand der Hausverwalter zwar nicht toll, aber dafür konnten wir nichts. 
Die Rucksäcke brachte man zum Bahnhof, aber jemand fand auch eine Gelegenheit mit dem Bus fahren zu können und das wurde nach dieser aktionsgeladenen Osterfahrt auch gerne angenommen.

So schlossen wir ein letztes Mal für diese Fahrt den Abschlusskreis und die Worte erschollen: Seit Bereit ! – Allzeit Bereit!
Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt:
Wir gehen auf Fahrt!

Gut Pfad, 
Euer Holger