Die Anfänge der Pfadfinderei und Jugendbewegung

ein Kurzüberblick zur Entstehung bis heute

Zusammenfassung

  • » 1907 - Entstehung der Pfadfinder in England
  • » 1911 - Gründung des Deutschen Pfadfinderbundes (DPB) als ersten Pfadfinderverein in Deutschland
  • » 1919 - Vermischung und Austausch von Pfadfindern und der Bündischen Jugend
  • » 1945 - Neu-Gründung des Deutschen Pfadfinderbundes
  • » 1973 - Gründung des Deutschen Pfadfinderbundes Hamburg (DPBH)


Die Geschichte unseres Vereines, des Deutschen Pfadfinderbundes Hamburg, dauert nun schon fünfzig Jahre an. Die Geschichte der Pfadfinderei und der sogenannten Bündischen Jugend, aus welchen wir hervorgegangen sind, ist aber schon viel älter. Daher haben wir hier eine kleine Zusammenfassung einiger ausgewählter Entwicklungen hin zum Deutschen Pfadfinderbund Hamburg zusammengestellt:

Die Entstehung der Pfadfinder ist auf Robert Baden-Powell (1857-1941) zurückzuführen, da er am 1. August 1907 das erste Pfadfinderlager der Welt auf Brownsea Island (England) veranstaltete. Brownsea Island zeichnet sich besonders durch eine starke Diversität an Landschaft und Tiervorkommen aus, weshalb das Reservat heute unter Naturschutz steht. Im Jahr 2016 wurde die Insel als “Scouting Center of Excellence for Nature and the Enviroment (SCENE)” gewürdigt. Auf Brownsea Island konnten sich bereits vor über hundert Jahren die Teilnehmer des ersten Pfadfinderlagers, bestehend aus zwanzig Jungen unterschiedlicher Herkunft, beim Spuren lesen, Feuer machen, Kochen, Beobachten sowie in der Pflanzen-, Tier-und Sternenkunde erproben. Im gleichen Jahr, in dem das erste Pfadfinderlager stattfand, veröffentlichte Baden-Powell sein Buch ,,Scouting for Boys“, in welchem er schildert, was er unter der Pfadfinderei versteht und definiert. Die pädagogische Herangehensweise des Lernens durch eigenes, verantwortungsvolles Handeln, auch der Jüngsten (Prinzip im Englischen als ,,Learning by doing” bezeichnet), gewann anschließend an Popularität. Die Ermutigung und Stärkung von Werten wie Zusammenhalt, Mut, Nächstenliebe und Sparsamkeit im Scoutismus von Baden-Powell fand großen Anklang bei jungen Menschen.



Baden-Powell konzentrierte sich zunächst nur auf das Angebot des Pfadfinden für Jungen. Mädchen zeigten jedoch ebenfalls Interesse und trugen erstmals im Jahr 1909 demonstrativ Pfadfinderkleidung, um Baden-Powell zu zeigen, dass sie gleichberechtigte “Girl-Scouts” seien. Er verstand, dass er sein Programm auch für Teilnehmerinnen zugänglich machen sollte. Seine Schwester Agnes (1858-1945) gründete daraufhin ab dem Jahr 1914 organisierte Gruppen für Pfadfinderinnen, welche später ,,Girl Guides - Association” hießen. Auch Robert Baden-Powells Frau Olave Baden-Powell (1889-1977) engagierte sich sehr stark bei den Girl Guides und wurde im Jahr 1917 zur Nachfolgerin von Agnes Baden-Powell für das Amt der Pfadfinderinnen-Führung ernannt.



Die Pfadfinderbewegung verbreitete sich erst in den Commonwealth-Staaten und schwappte bald auch auf das europäische Festland über. Die britischen Strukturen der Pfadfinderei dienten den Pfadfindergruppen in Deutschland dabei zunächst als Vorlage.


Im Jahr 1911 wurde in Deutschland der Deutsche Pfadfinderbund (DPB) gegründet und wuchs schnell in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Im Jahr 1919 nach dem 1. Weltkrieg kam es zu großen Umbrüchen. Die sogenannte Deutsche Jugendbewegung, eine vielfältige Gruppe unterschiedlichster naturverbundener, selbstständiger Bünde und Vereine, tauschte sich mit den Pfadfindern aus und beeinflusste diese stark. Diese Entwicklung ist einzigartig in der Pfadfinderbewegung und führt auch heute noch dazu, dass in Deutschland mit ca. 140 Bünden und Vereinen eine viel größere Diversität an unterschiedlichen Pfadfindergruppen aktiv ist als in anderen Staaten, in denen es in der Regel nur zwei große Vereine gibt. Die erste Gruppe der Bündischen Jugend entstand sogar noch vor den Pfadfindern im Jahr 1897 in Berlin-Steglitz. Sie bestand überwiegend aus Studierenden, welche sich durch ihre Erscheinungsform sehr von anderen Bewegungen jener Zeit abhoben, da sie mit Gitarre und Rucksack raus in die Welt gingen, um ein Gefühl der Freiheit zu leben. Im Jahr 1901 bildeten sich viele weitere Bünde und Gruppen. Die Bündische Jugend erwuchs aus der Sehnsucht nach Gemeinschaft und dem Willen der Jugend zur Selbsterziehung und Lebensgestaltung.


1913 traf sich die „Freideutsche Jugend“ (Zusammenschluss vieler Gruppen aus der Bündischen Jugend) auf dem “Hohen Meißner”, als Gegenveranstaltung der aufkeimenden Kriegsrhetorik der Staatsführung. Im selben Zuge wurde die “Meißner Formel” verkündet.

Diese lautet:


Die Bündische Jugend

„[...] will aus eigener Bestimmung,

vor eigener Verantwortung,

mit innerer Wahrhaftigkeit

ihr Leben gestalten.“


Die Meißner-Formel gilt auch heute noch für bündisch geprägte Pfadfinder und die Bündische Jugend.

Im Jahr 1933 wurden im Zuge der Gleichschaltung aller Lebensbereiche während des Nationalsozialismus die Pfadfinder in ganz Deutschland verboten. Gruppen der Bündischen Jugend und Pfadfinder gliederten sich in die Totalisierung des Nationalsozialismus ein, andere verfolgten eine oppositionelle Haltung im Untergrund. Viele von ihnen wurden zerschlagen.


Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges versuchten dann Viele neue Pfadfindergruppen zu gründen. Einer der Vorreiter war Walter Jansen (Fahrtenname: Michael), welcher selbst im Widerstand aktiv war. Michael gründete mit anderen überlebenden Pfadfindern und durch Unterstützung der Amerikaner 1945 den „neuen“ Deutschen Pfadfinderbund. Der Deutsche Pfadfinderbund und die gesamte Pfadfinderbewegung in Deutschland wuchs in der Folgezeit wieder (bis auf heute etwa 230.000 Pfadfinder in Deutschland).


Mit dem Wachstum kam es in den Jahren und Jahrzehnten danach immer wieder zu Zusammenschlüssen von Pfadfinderbünden, aber auch zu Brüchen wegen unterschiedlicher Vorstellungen zu Werten, Formen und Gruppenstrukturen.


So sind auch wir als Deutscher Pfadfinderbund Hamburg aus dem DPB hervorgegangen und wurden am 01.11.1973 ausgerufen, da unsere Vorstellungen über eine gleichberechtigte und gemeinsame Zusammenarbeit zwischen Jungen und Mädchen zum damaligen Zeitpunkt nicht vom restlichen DPB geteilt wurde. Im Jahr 2023 feiert der Deutsche Pfadfinderbund Hamburg sein 50-jähriges Bundesjubiläum.


Ein Abebben des Interesses an den Pfadfindern ist nicht wahrzunehmen und deshalb freut sich der Verein darüber, dass neue Pfadfindergenerationen dem Bund ein stetiges Wachstum ermöglichen.